Manchmal ist der Schmerz das Einzige, was ich spüre.
Ich sage das nicht leichtfertig. Sondern, weil ich diese Erfahrung in meinem eigenen Körper kenne.
Ich schreibe diesen Artikel für dich, wenn du …
Ich bin keine Ärztin. Ich bin Körpertherapeutin und arbeite seit über 20 Jahren mit der Grinberg Methode®.
Ich begleite Menschen darin, ihre körperlichen und emotionalen Muster zu erkennen, loszulassen – und mehr Selbstverantwortung für ihr Erleben zu übernehmen.
Und ja: Ich arbeite auch mit vielen, die körperliche Schmerzen mitbringen – akute oder chronische.
Was ich über Schmerz gelernt habe, hat mein Leben verändert.
Vielleicht verändert dieser Artikel – und meine Arbeit – auch etwas in dir.
Denn es geht mir darum, dass du neue, individuelle Wege im Umgang mit Schmerz entwickeln kannst.
Wie alles begann – meine persönliche Erfahrung mit Schmerz
Die erste Begegnung mit der Grinberg Methode
Bevor ich die Ausbildung zur Grinberg Praktikerin machte, war ich selbst Klientin. Ich erinnere mich noch gut an meine allererste Sitzung bei Beatriz Fernandez in Barcelona. Ich war Anfang dreißig, mitten in einem persönlichen und beruflichen Umbruch und hatte seit gut 20 Jahren starke Rückenschmerzen, die einfach nicht weggingen.
Ich legte mich auf die Behandlungsliege – ohne zu wissen, was mich erwartet. Beatriz berührte mich am Rücken. Langsam, achtsam, präzise. Und plötzlich passierte etwas Unerwartetes: Ich spürte. Nicht nur meinen Schmerz, sondern auch meinen Rücken und noch viel mehr. Da war Wut, die ich nicht kannte. Angst. Scham. Mich überfordert fühlen. Und eine große Erschöpfung, die ich lange verdrängt hatte.
Ein Wendepunkt: Mein Körper als Lehrer
Diese erste Sitzung war ein Wendepunkt. Zum ersten Mal fühlte ich, dass mein Schmerz nicht „weg“ musste, sondern mir etwas zeigte. Dass mein Körper kein Gegner war, sondern ein Ort der Erinnerung – und der Möglichkeit. Und dass ich lernen konnte, anders mit mir umzugehen.
Über mehrere Monate blieb ich dran.
Ich lernte, wie eng mein Atem, meine Gedanken, mein Verhalten und mein Körpergefühl miteinander verbunden sind.
Ich begann zu spüren, wie mein Körper auf belastende Ereignisse und innere Empfindungen mit Anspannung reagierte – und wie viel sich verändert, wenn ich mich nicht davon treiben lasse, sondern bewusst entspanne.
Und je mehr ich lernte, meine Anspannungen wahrzunehmen und loszulassen – desto mehr veränderten sich auch die Schmerzen. Sie wurden weniger. Und wenn sie kamen, wusste ich besser, wie ich mit ihnen umgehen konnte.
Begleitung auf Augenhöhe – was mich tief berührt hat
Was mich damals so tief beeindruckt hat, war nicht nur die Wirkung der Grinberg Methode®, sondern vor allem die Haltung meiner Praktikerin Beatriz Fernandez:
Dass ich mit allem, was ich bin, willkommen war – auch und gerade mit meinen dunklen, unangenehmen, verletzlichen Seiten. Diese Erfahrung war heilsam, weil sie mir erlaubt hat, mich in meiner Ganzheit zu zeigen und anzunehmen.
Genau diese Haltung gebe ich heute an meine Klient*innen weiter.
Schmerz verstehen: Ein Blick in die Neurowissenschaft
Wie Schmerz im Gehirn entsteht
Schmerz ist zunächst einmal eine Schutzfunktion. Das Gehirn bekommt die Information, dass eine potenzielle Gefahr besteht – und erzeugt das Gefühl von Schmerz.
Spannend ist: Es ist nicht zwingend die Verletzung oder Entzündung selbst, die den Schmerz erzeugt – sondern die Interpretation des Gehirns. Schmerz ist also ein aktiver Vorgang, kein passives „Etwas“, das wir erleiden.
Die Neurowissenschaft zeigt: Schmerz entsteht durch ein Netzwerk im Gehirn – die sogenannte „pain matrix“. In diesem Netzwerk werden frühere Erfahrungen, Bewertungen und die aktuelle Situation zusammengeführt und interpretiert. Das heißt: Auch wenn der körperliche Auslöser (wie eine Verletzung) längst verheilt ist, kann es sein, dass das Schmerznetzwerk weiterhin aktiv bleibt – besonders, wenn wir in einem Zustand von Daueranspannung, Angst oder Stress leben.
Warum Schmerz chronisch werden kann
Mit anderen Worten: Schmerz kann chronisch werden, weil wir gelernt haben, ihn zu erwarten – und weil unser Nervensystem nicht aus dem Alarmzustand herauskommt.

Lese-Tipp: Schmerz ist ziemlich strange
Wunderbar dazu ist das Comic von Steve Haines "Schmerz ist ziemlich strange".
Die Kraft der Berührung
Berührung ist eine der direktesten Möglichkeiten, mit dem Körper in Kontakt zu kommen – und auch mit Schmerz.
In der Grinberg Methode® nutzen wir achtsame, fokussierte Berührung, um Aufmerksamkeit in bestimmte Bereiche des Körpers zu lenken. Die Berührung ist dabei kein „Reparaturversuch“, sondern eine Einladung:

Was dabei geschieht, ist oft erstaunlich: Wenn du dir erlaubst, den Schmerz bewusst zu fühlen, statt ihm auszuweichen – verändert er sich. Oft ist da nicht nur Schmerz, sondern auch Wut, Angst oder Traurigkeit. Und manchmal, wenn alles da sein darf, ist da plötzlich: Stille. Weite. Erleichterung.
Schmerz als Tor zur Veränderung
Viele von uns haben gelernt, Schmerz zu vermeiden. Wir nehmen Schmerzmittel, lenken uns ab, funktionieren weiter. Das ist verständlich – denn Schmerz ist unangenehm, oft beängstigend. In akuten Phasen kann Schmerztherapie enorm wichtig sein.
Aber wenn Schmerz bleibt, lohnt es sich, hinzuschauen:
Was will mir dieser Schmerz zeigen?
Was halte ich fest – körperlich oder emotional?
Was würde passieren, wenn ich loslasse?
Diese Fragen brauchen Mut. Aber sie führen oft an den Kern: Schmerz als Ausdruck eines tieferen, ungehörten Bedürfnisses. Als Ruf nach Veränderung. Als Signal, dass etwas nicht mehr passt – in meinem Leben, in meinem Denken, in meiner Haltung zu mir selbst.
Wenn wir lernen, auf diesen Ruf zu hören, wird der Schmerz zu einem Lehrer. Kein einfacher – aber ein ehrlicher.
Mit dem Körper arbeiten: Atem, Präsenz und Ausdruck
In meinen Sitzungen nutze ich Atemarbeit, Bewegung und bewusste Wahrnehmung nach der Grinberg Methode®, um Muster zu unterbrechen. Viele Menschen atmen flach, halten unbewusst den Atem an – besonders dort, wo sie Schmerzen empfinden. Wir üben, trotz des Schmerzes zu atmen – dorthin, wo es eng, dumpf, heiß oder taub ist.
Der Atem bringt Präsenz. Und Präsenz bringt oft das, was wir lange vermieden haben: Gefühle, Erinnerungen, Impulse. Wenn diese sich zeigen dürfen, beginnt Veränderung.
Du kannst das auch selbst üben. Hier ein kleiner Impuls:
Sei geduldig. Es geht nicht darum, etwas „wegzumachen“. Es geht darum, dich selbst wieder zu spüren – jenseits des Schmerzes.
Lies dazu auch meinen Blogartikel: Mindful breathing: Breathe, baby!
Wie ich arbeite – und was du davon hast
In meinen Sitzungen arbeiten wir nicht linear oder symptomorientiert, sondern erfahrungsbasiert. Wir erforschen gemeinsam:
Das bedeutet oftmals nicht, dass der Schmerz sofort verschwindet. Aber du wirst dich anders dazu verhalten können. Selbstbestimmter. Weniger ausgeliefert. Kraftvoller.
Ressourcen für dich – zum Starten
Wenn du Lust hast, dich auf eine sanfte, aber kraftvolle Weise deinem Körper zuzuwenden, probiere gern eines dieser Angebote:
Kostenloses E-Book – Der P.A.S.S.I.O.N. Prozess
Ein achtsamer 7-Schritte-Prozess, um dich aus Stress, Anspannung und Schmerz herauszubewegen – und wieder ins Spüren zu kommen. Ideal zum Einstieg oder als tägliche Praxis.
Hier kostenlos herunterladen
YouTube-Kanal – Schmerzen achtsam begegnen
Inspiration, Übungen und persönliche Einblicke in meine Arbeit mit dem Körper. Zum Beispiel in diesem Video:
Schmerzen achtsam begegnen
1:1 Einzelsessions – in Präsenz oder online
Du möchtest tiefer eintauchen und deinen Schmerz nicht länger allein tragen? Ich begleite dich gern.
Mehr zu Einzelsessions
YouTube-Video – Transforming Pain
Ein eindrucksvolles Trainingsvideo darüber, wie Schmerz sich verändern kann, wenn wir lernen, ihn wirklich zu spüren – und nicht zu vermeiden.
Das ist für mich – wenn’s echt haarig wird – oftmals der erste Schritt in Richtung Linderung.
Zum Schluss
Schmerz ist nicht das Ende – sondern oft der Anfang.
Der Anfang von mehr Bewusstsein. Mehr Mitgefühl. Mehr Leben.
Wenn du magst, schreib mir gern, was dich berührt hat. Oder teile den Artikel mit Menschen, die davon profitieren könnten.
Herzlichst,
Mirjam
